Strategischer Einkauf: Halten eSolutions, was sie versprechen?

Wenn es nach den Anbietern geht, können eSolutions fast alles. Besonders in Sachen künstliche Intelligenz und Big Data sind die Aussagen vollmundig. Wir empfehlen: Genau hinschauen lohnt! Längst nicht alles ist praxisreif.
Lieferanten- und Materialgruppenmanagement gehören zu den Kernaufgaben des strategischen Einkaufs. Fehlt die passende eLösung, ertrinkt manch strategischer Kopf jedoch im E-Mail-Pingpong mit Bedarfsträgern und Lieferanten.
„SRM-Systeme bringen Entlastung.“
Entlastung versprechen SRM-Systeme.  Über Lieferantenportale lässt sich das Onboarding, die Stammdatenpflege, die Aktualisierung von Zulassungen, Zeugnissen oder Zertifikaten via Self-Service automatisieren. Lieferanten, die ihrer Pflicht nicht nachkommen, werden vom System erinnert, im Zweifel gesperrt und nach Aktualisierung wieder freigegeben. Auch Qualitätskennzahlen können Lieferanten dort abrufen und erhalten Vorschläge, wie sie ihre Performance verbessern können. Allein diese simple Automatisierung hilft dem strategischen Einkauf im Alltag sehr viel weiter.
„Nicht überall, wo Digitalisierung drauf steht, ist Digitalisierung drin.“
Doch der Einkauf erwartet zu Recht von einem modernen Tool noch mehr. Wichtig sind:

  • vordefinierte Kennzahlen,
  • hinterlegte, warengruppenspezifische Auswertungen auf Basis von Standard-Materialgruppenschlüsseln wie eClass oder UNSPSC,
  • intuitive Übersichten über Veränderungen,
  • anpassbare Dashboards.

Hinzu kommen künstliche Intelligenz und Big Data – um Bedarfe exakter vorherzusagen, Risiken verlässlich abzuwägen und Potentiale entlang der Supply Chain besser zu erkennen. Das System soll deshalb aus umfassenden Markt-, Lieferanten- und Anbieterdaten selbstständig lernen, Szenarien ableiten und helfen Märkte besser einzuschätzen. Im Idealfall völlig autonom, über sogenannte Robots.
Entsprechend vollmundig sind die Aussagen der Anbieter. Dabei ist Vorsicht geboten. Unsere Erfahrung zeigt: Vielfach sind in den Köpfen deutlich mehr Funktionen und Anwendungsfälle für den strategischen Einkauf vorhanden, als in der Realität tatsächlich entwickelt, geschweige denn in Unternehmen eingeführt. Sehr oft fehlen funktionierende Beispiele mit einem soliden Business Case und einer realistischen Roadmap des Herstellers. Wir empfehlen: Genau hinschauen lohnt, denn längst nicht überall, wo Digitalisierung draufsteht, ist schon Digitalisierung drin.